Atem und Bewegungstherapie

Die Organisch-Rhytmische Bewegungsbildung (ORB Medau) ist eine prozessorientierte Methode. Über Atem, Bewegung und Musik unterstützt sie die im Menschen angelegten Entwicklungs- und Heilkräfte. Wegweisend sind das Haltungs-, Bewegungs-, Spannungs- und Atembild. Dabei spricht die ORB Medau den Menschen auf körperlicher, seelischer und geistiger Ebene an. Die Arbeitsweise ist vielschichtig: sowohl impulsgebend und lustvoll als auch aufbauend und erholsam. Sie wird in therapeutischer Arbeit, Gesundheitsförderung und Musikerziehung angewandt.

Wirkungsweise

Durch vielfältige Bewegungsanregung, Wahrnehmungs- und Empfindungslenkung werden organisch-rhythmische Phänomene erfahrbar. Dies kann über grossräumiges, schwungvolles sich Bewegen wie auch durch ruhiges, achtsames Üben im Liegen, Sitzen oder Stehen geschehen. 
Handgeräte wie Bälle und Seile verlocken zu Spiel- und Bewegungsfreude, zu Spontaneität und Eigenaktivität. PartnerIn oder TherapeutIn als Gegenüber fordert und fördert Reaktionsfähigkeit, Zielgerichtetheit, Hingabe und Ausdrucksfähigkeit, Widerstandskraft und Durchsetzungsvermögen. So werden eigene Verhaltensmuster erfahrbar, neue Reaktions- und Handlungsweisen können ausprobiert und entwickelt werden. 
Transsensus, die Fähigkeit des Über-sich-hinaus-Spürens, setzt eine nervale Steuerung in Gang. Dadurch werden der gesamte Muskeltonus, Atmung, Kreislauf, Stoffwechsel und Drüsentätigkeit situationsgemäss reguliert.
Das gezielte Vorgehen in Behandlung und Bewegungsanleitung orientiert sich an den im Meridiansystem strukturell verankerten psycho-physischen Zusammenhängen. 
Stimme und Klanginstrumente unterstützen den rhythmischen Fluss der Bewegung, Dehnlagerungen und Atemstellungen schaffen Atemraum und helfen mit, das Körperempfinden zu verfeinern. 
Organisch-rhythmische Bewegung wird getragen durch das Atemgeschehen; Ausdruck davon sind Geschmeidigkeit, Kraft und Bewegungsfreude. So können körperliche und psychische Schwierigkeiten im Alltag besser gemeistert werden.

Geschichtliches

Hintergründe und Entstehung der ORB Medau Die Lehrweise Medau entstand in den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Der Pädagoge Hinrich Medau (1891-1974) erfuhr Bewegung und Musik in seinem Unterricht als belebende und lernfördernde Elemente. Auf seinem Ausbildungsweg lernte er zunächst die Dalcroze-Rhythmik kennen. Dann fand er in der Gymnastikausbildung von Dr. Rudolf Bode, was er suchte: Organisch fliessende Bewegung, die den ganzen Körper erfasst, Schwingung und Federung in rhythmischem Wechsel von Spannung und Lösung.
Zusammen mit seiner Frau Senta entwickelte er die Lehrweise Medau. 1929 wurde eine eigene Ausbildungsschule in Berlin gegründet und 1954 nach Coburg/Deutschland verlegt. Handgeräte wie Ball, Keule, Reifen und Seil wurden als methodische Mittel eingesetzt. Improvisierte Bewegungsbegleitung am Klavier half, die Bewegung rhythmisch und dynamisch zu unterstützen. In Zusammenarbeit mit dem Atemarzt Dr. Ludwig Schmitt entstanden die Übungsformen der Organgymnastik, welche den Atem gezielt als formende Kraft einbeziehen.
1974 gründeten Ursula Beck und Irene Wenger ein Ausbildungsseminar in Bern. Ihre Zusammenarbeit geht auf die gemeinsame Ausbildungszeit und Lehrtätigkeit an der Medauschule in Coburg zurück. Während über 30 Jahren unterrichteten und vertieften sie die “Organisch-Rhythmische Bewegungsbildung - ORB Medau” in der Schweiz. Intensive Zusammenarbeit u.a. mit dem Atemarzt Dr. med. Volkmar Glaser (Begründer der Psychotonik) und die Auseinandersetzung mit der Arbeit des Phänomene-Forschers Hugo Kükelhaus führten zu einer entscheidenden Weiterentwicklung und Differenzierung ihrer Arbeitsweise.
Leitgedanke der ORB Medau ist, durch Heilkraft in Atem, Bewegung und Musik das Gesunde im Menschen zu entwickeln und zu fördern.

Indikationen

Wahrnehmungs-, Kommunikations- und Sprechschwierigkeiten, Ängste bei Haltungs-, Bewegungs- und Atemfehlformen und den daraus resultierenden Problemen (wie Gelenkserkrankungen, Rückenschmerzen, Asthma etc.) Entwicklungsverzögerungen und -störungen bei Kindern Rhythmusstörungen, Nervosität, Stress, Erschöpfung Geburtsvorbereitung und Rückbildung Nachbehandlung von Operationen und Unfällen Unterricht und Behandlung sind ein Erfahrungs- und Übungsfeld für den Alltag. Es werden Einzel- und Gruppenstunden für Kinder, Jugendliche und Erwachsene 
angeboten. 
Verschiedene Krankenkassen übernehmen die Kosten im Rahmen der 
komplementär-medizinischen Zusatzversicherung.